The Caribbean
geschrieben von Cornelia.
8. mai
damit schließe ich das logbuch dieser reise. sie war aufregend und anstrengend, abenteuerlich und unvorhersehbar, wunderschön und gewaltig. und ich bin trotz aller anstrengungen glücklich, dass ich sie machen durfte.
Good Bye, Florimell! wenn alles klappt, sehen wir uns im herbst wieder... um den Westen der Karibischen See zu entdecken!
am 15. mai geht unser flieger nach hause... mit umweg über Toronto und Wien, wo ich einige tage mit meiner tochter und besten freunden verbringen möchte...
und dann?
geht es weiter mit arbeit... denn dann heisst es, Harald‘s haus wieder bewohnbar zu machen, das ja ebenfalls eingewintert war... und das leben an land wieder aufzunehmen und zu organisieren... mal sehen, was uns da erwarten wird!
3. mai
es ist soweit, Flori kommt an land.
Harald hat mit Don, dem besitzer der Power Boat Marina, alles vereinbart. das kranbecken ist sehr, sehr knapp! nur 600 cm breit... Florimell ist 585 cm breit! es wir also wieder aufregend.
Harald muss haargenau hineinsteuern... er macht das bravurös.
alle arbeiter stehen mit schaumgummis bereit, um unser boot abzufangen. wir haben die bordwand mit tauen behängt, um sie etwas zu schützen. denn fender passen nicht mehr zwischen boot und betonmauer... es geht los... uiuiuiiiii! knapp! aber die schaumgummis bringen es! ...wir sind im becken!
aber - die tragegurten sind zu kurz, um sie an die richtige stelle ziehen zu können. taucher ist auch keiner da... also springt Harald mit dem schnorchel beherzt in das ölige hafenwasser und befestigt die schweren tragegurte selbst an der richtigen stelle... (es gibt genau berechnete tragepunkte an den rümpfen, damit sie nicht gestresst werden und wo kein unterwasserinstrument beschädigt werden kann)... die arbeiter sind beeindruckt.
jetzt wird vorsichtig angehoben.... und wieder ist es knapp, dass Florimell aus dem becken kommt, ohne oben an den eisenträgern des krans anzustoßen... wir müssen den rollstag der genua einbinden, damit er nicht verbogen wird... und die eisenkanten des transporters mit fendern und holzbrettern vom rumpf weghalten... der kran muss extrem langsam fahren, damit das schiff nicht schaukelt...
so schwebt Florimell 30 cm über dem boden in schneckentempo über festen boden zu ihrem neuen liegeplatz...
auf ihre kiele abgestellt, mit ein paar stützen versehen, wird sie wieder freigelassen... und als Harald Don mitteilt, dass in seiner abwesenheit niemand das boot verstellen darf, lacht Don nur und meint „no no no! we are glad not to move your boat!“
erleichtert atmen alle durch, gratulieren sich zu diesem gelungenen manöver und gehen langsam wieder zu ihren routinejobs über... ab jetzt kennt uns jeder in der marina.
7. mai
die trockendock-arbeit hat begonnen, wie in italien vor zwei jahren. die arbeitsliste ist zwei A4-seiten lang.
wir listen die schäden, reinigen das boot, holen offerte ein etc. hier sind die leute seit jahrzehnten auf das eingestellt und wir sind somit gut aufgehoben. neben der arbeit, die wir selbst tun, holen wir uns professionelle hilfe zum verstärken von Florimell‘s brücke. solche belastungen, wie wir sie erlebt haben, haben ihr dort ziemlich zugesetzt und sie wird in diesen bereich mit längsträgern verstärkt.
segel werden gewaschen und eingepackt, alle bilgen ausgewaschen, innen- und außenbord-motoren serviciert und eingewintert, getriebeöl gewechselt, ruderschaftdichtung wird neu gelagert, alle stage serviciert, ankerkette entrostet, wassermacher konserviert, toiletten durchgespült und entleert, alles laufende gut eingepackt, winschen zerlegt und eingefettet und und und... will man ein boot in schuss halten, ist unglaublich viel zu tun... ein teil wird jetzt erledigt - ein teil wartet im herbst auf uns.
30. april
der zeitpunkt rückt näher und näher, um nach Trinidad aufzubrechen, wo Florimell für die hurricane-saison auf das trockendock kommt. laut wetterbericht dreht der wind für zwei tage nach ost, um dann für 10 tage auf südost zu gehen... 10 tage sind zu lange, also müssen wir kurzfristig aufbrechen. unsere segelfreunde aus wien wollen mit der Kalimera zur selben zeit los. wegen der piratenüberfälle im dezember und jänner auf dieser strecke legen wir die leuchtpistole und -raketen bereit und vereinbaren mit der Kalimera in funkkontakt zu bleiben. angeblich soll es rund um die bohrtürme gefährlich sein, da die piraten sie als stützpunkt nützen...die Kalimera möchte sie großräumig umfahren.
20.45
wir lichten den anker und tasten uns in der dunkelheit durch die bojen und segelschiffe. wir fahren bei der Kalimera vorbei, die just in dem moment umdreht, als wir neben ihr sind - ein zusammenstoss lässt sich nur knapp vermeiden.
wir motoren die bucht hinaus und ich setze das Groß, als nur noch wenige boote ankern. shit! der provisorische mastrutscher ist aus dem mast gerutscht... ich bekomme ihn nicht mehr hinein. es ist finster. der wind hat 20 knoten. Harald muss an den mast und selbst hand anlegen - und ich ans steuer.
als wir auch diese hürde gemeistert haben, gehen wir auf kurs. der wind wird stärker und stärker. regenwolken türmen sich und bald haben wir 37 knoten wind. wir reffen Groß und Genua, legen ölzeug an und stellen uns auf eine nasse überfahrt ein...
so ist es dann auch. eine regenfront nach der anderen schiebt sich über uns drüber und der wind fällt dazwischen auf 13 knoten ab. die Kalimera nimmt den motor dazu und ist somit schneller als wir... die fronten verursachen turbulenzen und bald haben wir keinen funkkontakt mehr...
1. mai
04.00
7 stunden auf see, gewitterfronten vor und hinter uns. 36 knoten, wir können den kurs hart am wind halten. die positionslichter haben wir ausgeschaltet, um eventuelle piraten nicht auf uns aufmerksam zu machen... an schlaf ist nicht zu denken. das viele ein- und ausreffen verlangt unser beider einsatz.
05.00
immer noch von regenwolken umgeben, 33 knoten wind. kein ende in sicht. es schüttet immer heftiger... der autopilot hat schwerarbeit und Harald hilft ihm beim steuern...
05.45
als Harald wieder das steuer hält, bemerkt er, dass es nicht mehr greift... oje! auch das noch! jetzt ist irgendwas beim autopiloten gebrochen oder gerissen! und das knapp vor den bohrtürmen...
handsteuern? für den rest der strecke? das wäre nur im notfall eine lösung... wir haben noch einen ersatzantrieb, den wir auf den cap verden von einem Franzosen eingetauscht haben... Harald will versuchen, ihn auszutauschen... dazu muss das steuerrad abmontiert werden... also alle segel runter!
es schüttet wie aus schaffeln, wir sind steuerlos und der starkwind bläst uns mit 35 knoten direkt auf die bohrtürme zu.... na prima! wenn es also hier wirklich piraten geben soll, dann servieren wir uns am präsentierteller! allerdings bezeifle ich, dass sie bei dem sauwetter aktiv sind. abgesehen davon muss man zu den bohrtürmen einen sicherheitsabstand von 500 m einhalten... im bohrfeld gibt es viele hindernisse, die es zu umschiffen gilt etc. etc...
wir arbeiten also fieberhaft im inneren des cockpits... das steuerrad liegt auf Haralds schoß... ich assistiere...schrauber! ...tupfer! - äh, verzeihung: zange! - ...beilagscheiben etc. er schraubt das antriebsrad vom autopiloten auf... der riemen im inneren ist gerissen!! SHIT! also antrieb abmontieren... den anderen anpassen... geht nicht! - er passt nicht!! der Franzose hatte ein anderes steuerrad und darauf das antriebsrad angepasst... MIST!! wir schrauben es auf.. holen den riemen raus und setzen ihn in unser rad ein... er passt nicht genau, aber es müsste funktionieren! ... jetzt wieder alles zumachen... wieder auf das steuerrad anschrauben... das alles bei wellengang... der erste bohrturm ist schon sehr nahe...
jetzt das steuerrad wieder montieren... .. ein zaghaftes ausprobieren... ein stärkeres ausprobieren... der riemen rutscht durch... festziehen... und...
...YEAH!!!!! wir haben es geschafft!!!
wir setzen die segel, grüßen den nahen bohrturm und gehen wieder auf kurs! 33 knoten wind... PENG! was war das?
ein ersatzstag liegt am deckshaus! kein tragender stag... wieso das jetzt?
...offenbar sind die nieten gerissen, die ihn am mast gehalten haben... ah! das lazybag hing daran... kam auch mit runter.... na, das kann uns auch nicht mehr erschüttern... wir sichern alles und bleiben auf kurs.
jetzt gehts erst richtig los! 46 knoten wind! (gottseidank haben wir den piloten repariert!) aber jetzt haben wir keine chance mehr den ursprünglichen kurs zu halten... wir müssen haarscharf bei einer ölplattform vorbei... hoffentlich nicht ins ölfeld hinein...
harte segelarbeit! jeder meter zählt. Genua einrollen und reffen... wir sind komplett durchnässt... die segeljacken und das ölzeug, das wir vor der reise gekauft haben, ist nicht dicht. extremsituationen wie die unseren zeigen in allen belangen, was ein material aushält... sowohl beim boot selber als auch bei uns.
UFF! ...sehr nahe passieren wir den bohrturm, neben dem ein schlepper ankert... jetzt geht sich der kurs direkt auf DRAGON‘s MOUTH aus... dem drachenmaul zwischen Trinidad und Venezuela, das uns noch einige „feuerstürme“ aus seinem rachen bescheren wird bevor wir durch seinen schlund in den sicheren hafen segeln können...
11.45
Land in Sicht!! 14 sm voraus!
15.00
starke gegenströmung... der „drache faucht uns an“...sodass wir lange brauchen, um uns seinem rachen zu nähern... immer noch 5 sm...
17.00
...wir laufen endlich in den sicheren hafen ein...diese letzte überfahrt hatte es an sich! keine sekunde geschlafen!
hunderte Pelikane empfangen uns und ziehen ihre flugformationen über unser schiff. bohrtürme und große industrieschiffe sind zu sehen...
die Kalimera steht schon im hafen und wir verbringen einen überdrehten, glücklichen abend an bord mit einfachem essen und karibischem rum ;-)
Grenada
29. april
eintauchen in Posseidon‘s Reich
wir lieben die welt unter wasser genauso wie auf dem wasser. so beschließen wir, einige buchten weiter, ein für uns neues tauchrevier zu erkunden
in der Dragon Bay angekommen, sehen wir, dass ankern verboten ist. naturschutzgebiet. ich finde das gut, denn die anker zerstören viel von den korallen, wenn man sie nicht gezielt auf einen sandspot wirft. also gehen wir an eine mooring-boje...
und machen uns auf den weg in das große Blau.überraschend schöne riffe, kugelfische, kofferfische, lfeuerfische und eine bunte schar an weiteren rifffischen empfangen uns. als ich näher zu die felsen schwimme, darf ich wieder in unzählige fischschwärme eintauchen... wie ein riesiger uterus schaffen sie einen freiraum für mich und schwimmen geschlossen um mich herum... um bei einer bewegung von mir den kreis zu öffnen und neue formationen zu bilden... ich habe jedesmal ein glücksgefühl in einem solchen schwarm...
im tieferen wasser entdecken wir Calamare... drei schwärme in verschiedenen tiergrößen stehen mit ihren wellenartigen bewegungen regungslos im wasser und beäugen uns.
Harald taucht ab... etwas schemenartiges ist am grund zu erkennen... etwas, das nicht natürlich wirkt... fast...als wären da... gestalten?
menschen! ... mehrere!
...sie stehen im kreis, den blick nach außen gerichtet.
mystisch stehen sie stumm und bewegungslos in 12 meter tiefe... wie ein mahnmal am meeresgrund.
sie halten sich an den händen... frauen und männer aller altersgruppen mit den zügen afrikanischer sklaven...
ein stück weiter entdecken wir liegende leiber... wie tote, die man liegen ließ. zwischen zwei weiteren korallenbänken kniet eine betende frau... alle versteinert... als ob Medusa irgendwo lauert... und doch wirken sie so echt, als würden sie sich jeden moment bewegen...
wir betrachten sie noch lange, tauchen ab und wieder auf... nach dem ersten grusel hat es etwas friedvolles hier. und ein schwarm zebrafische hat mich zum alphatier erkoren und schwimmt mir überall hin nach.
...als wir zum boot zurück kommen, steht ein großer Barracuda darunter... ich beobachte ihn noch eine weile und werde zeuge einer mahlzeit, die er sich mit seinem furchterregenden hundegebiss schnappt.
...und noch ein rätsel:
SUCHBILD - wer entdeckt den fisch und welcher ist es?
Tipp: neben linken felsrand
Auflösung: Kofferfisch!
direkt neben dem naturschutzgebiet liegt die Halifax Bay... eine ehemalige Piratenbucht, die sehr schön wäre, wenn sie nicht unter der Müllverbrennung liegen würde. je nach wind wird beissender qualm in die bucht und darüber hinaus getragen. der müll wird einfach so unter freiem himmel verbrannt. seit jahrzehnten.
ein weiteres beispiel der zivilisatorischen bequemlichkeit. Grenada hat eine medizinische universität (die hauptsächlich amerikanische studenten besuchen), pocht auf die sauberen gewässer, die schönen strände, das „organische“ essen etc. ...aber der müll ist wieder ein tabuthema. da wird nicht investiert. und da die menschen noch immer nicht verstehen, dass eine solche belastung den ganzen globus schwächt, tut auch keiner etwas dagegen...
wir verbringen die letzten tage in Grenada mit segeln und tauchen.
nach 30 jahren lege ich wieder mal eine tauchflasche an. Harald gibt mir sein kleinstes jacket, das mir noch viel zu groß ist, und wir fahren mit dem dinghy zum sandstrand um zu probieren. bisher hatte ich mich gegen ein erneutes tauchen gewehrt, weil ich das umständliche equipment hasse... schnorcheln taugt mir einfach mehr, man muss sich um nichts kümmern außer um strömungen und entfernung.
mit bleigurt beschwert tauche ich den strand im seichten wasser entlang, um mich wieder an das atmen zu gewöhnen... Harald drückt mich zu beginn unter wasser. aber bald habe ich eine kleine konversation mit einem fisch, der sich absolut nicht vor mir fürchtet, mich direkt vor meiner nase mit großen augen anschaut und zu sagen scheint: hey! auch wieder mal da? ;-)
da ich schon mal im wasser bin, mache ich mich auch gleich nützlich. unsere beiden bootsrümpfe sind auch schon wieder voll mit algen... das antifouling hat diesmal nicht mal ein halbes jahr gehalten! Harald hat immer noch seine handprobleme, also mache ich mich erneut mit der spachtel ans werk und im warmen wasser macht es mir spaß.
leider ist es hier so trüb in der Prickly Bay, dass man nicht viel unter wasser sehen kann.
26. april
hier ein logbucheintrag speziell für unsere bierfreunde rund um das Wimitzbräu!
nach schokolade, muskatnuss und rum entdeckten wir noch die Westindies Beer Brewery nahe unserem ankerplatz in der Prikly Bay. eine private kleine brauerei mit vielen verschiedenen sorten... und das beste ist, man kann die biere durchkosten bevor man sich für eines entscheidet! ein blick auf die tafel zeigt euch, dass das nicht so wenige sind... und von jedem eine gratis-kostprobe in sechzehntel-gläsern serviert... na, da waren wir schon mal gut aufgelegt ;-)
abgerechnet wird in einheitspreisen für alle biere in 3 größen... 7,- (Seiterl) 10,- (Halbe) und 15,- (Liter) East Caribbean Dollars (= 2,5, 3,2 und 5,- Euro)
ich begann mit dem 3,5 % Natural Blonde... keine offenbarung. aber dann... eines besser wie das andere! wir kosteten Ciders wie Drafts... alle durch... und haben unsere favoriten gefunden... erraten? *
der heimweg verlängerte sich um einige kurven...
22. april
Seglergeschichten
Clarks Court Bay.
viele schiffe liegen hier an moorings und vor anker. einige wohl schon sehr lange... so auch die amerikanischen invasionsschiffe aus ferrozement, die heute nur noch eine graue ruine am rande der Mangroven darstellen.
zwischen all den booten entdecken wir den Catamaran Ned Kelly! Harald hatte seinen Besitzer auf seiner ersten reise 1984 in Vanuatu kennen gelernt. damals hatte Phil in Port Vila gearbeitet und sie freundeten sich an. ein zweites mal trafen sie sich 1988 zufällig im Roten Meer wieder. Phil kam vom Indischen Ozean und segelte gegen Norden. die freude war groß und es folgte eine lustige gemeinsame woche in den Suakin Inseln, südlich von Sudan. ein drittes mal trafen wir beide ihn schließlich 2012 in Carriacu, wo es ihm nicht mehr so gut ging, er schon mehrere Operationen hinter sich hatte und sehr schwach war. er schaffte es noch bis hierher in die Clarks Court Bay, wo er seine letzten jahre verbrachte. die seglergemeinschaft half ihm so gut sie konnte, indem sie ihn mit lebensmitteln versorgte und am schiff half, wenn nötig. schließlich musste er ins hospital gebracht werden und ward seither nicht mehr gesehen... er ist wohl in den ewigen Ozean gesegelt. sein boot, eine Spintrifft 38, wurde von jemand anderen übernommen und wird gerade umgebaut.
überall gäbe es viel über das seglervolk zu berichten. die lebens- und segelweisen sind so vielfältig, wie die boote.
da gibt es das amerikanische ehepaar aus Los Angeles, beide über 70, die 7 monate pro jahr am boot verbringen. die restliche zeit in ihrem 60% aus glas bestehenden haus am hügel nahe dem San Andreas Graben...
ein ehepaar aus Portugal, das seine weltreise hier in Grenada beendete und die tochter hier zur schule schickt, während Papa das boot rennoviert...
oder Stefan aus Deutschland, der seine Liebe in Südafrika fand und heiratete. zwei kinder folgten und sie segelten mit ihnen über den Atlantik in die Karibik, wo sie ein neues, größeres Boot kauften und sesshaft wurden. die familie wohnt jetzt auf einem gut erhaltenen und luxuriös ausgestatteten Zweimaster mit 16 m länge und Stefan gründete eine bootszimmerei in St. George...
ein junger franzose, der seinen traum vom tauchcharter verwirklichen wollte und einen cat kaufte. jedoch seit 4 jahren aus dem rennovieren nicht rauskommt und seinen traum an den nagel gehängt hat... er wollte immer vor seinem start perfekt sein, was ihm bis jetzt nicht gelang...
ein französisches pärchen, deren reise abgekürzt wird, weil überraschend ein lehrerjob in Guadeloupe wartet...
oder das reiche paar aus Kentucky, das sich mit ihrem Leopard Catamaran ein teures schwimmendes appartment geleistet hat, um, neben ihren flugreisen nach Thailand und ihrer Pferdefarm zu hause, das leben nach einer krebserkrankung noch mehr genießen zu können...
und der 80jährige australische Journalist, dessen bruder in Texas boote baut, wo ersterer auch seine jüngere frau kennen lernte und auf sein boot mitnahm, um mit ihr seinen lebensabend zu verbringen...
der italienische skipper, dessen Liebe in Mailand als anwältin arbeitet und nicht mit ihm reisen will, und der als bezahlter skipper nie dorthin kam, wohin er wirkllich wollte...
oder die zwei Schweizer mit einer großen Amel, er expilot bei Swiss Air, sie lehrerin, erstmals auf großer reise, der uns von seiner schlimmen scheidung und dem wiedergefundenen glück erzählte und der den Atlantik mit dem flieger mehr als 500 mal überquerte...
und ein Engländer, der auch schon lange hier den winter verbringt und zwei mal die woche Yoga anbietet...
und viele, viele mehr.
es ist ein bunter reigen an menschen. und besonders interessant sind die, die sich mit weniger geld ein leben auf einem boot ermöglichen.
Spice Island - go around!
wir sind zu sechst. das junge französiche pärchen und das paar aus Los Angeles. unser driver ist bereit, uns die ganze insel zu zeigen. er weiss viel über die politischen und historischen ereignisse zu erzählen und hatte es selbst als security des staatsoberhaupts Maurice Bischop hautnah miterlebt, als der präsident 1983 verhaftet und exekutiert wurde. für ihn war das ein großes unglück. seiner meinung nach läuft es seither nicht zum besten in Grenada.
wir erfahren die geschichte von „Spice Island“ wie die insel auch genannt wird seit die kolonialmächte hier gelandet waren. Engländer, Franzosen, Russen, Amerikaner gaben sich die klinke, oder besser gesagt, die küsten in die hand.
1498 von Columbus entdeckt, hieß die insel zunächst "Concepcion". woher der spätere name "Grenada" kommt, ist unbekannt, vermutlich von spanischen seefahrern, die jedoch hier keinen stützpunkt errichteten. die Engländer versuchten danach vergeblich auf der insel fuß zu fassen und verkauften sie 1650 an eine französische gesellschaft, die von Kardinal Richelieu gegründet worden war. mit verstärkung aus Martinique gelang es nun, die Kariben zu besiegen. die indianische kultur wurde leider komplett ausgelöscht. 1762 eroberten es die Briten zurück und 1779 eroberten es wiederum die Franzosen erneut, um es im Frieden von Paris 1783 wieder an Großbrittanien zurück zu geben.
der heutige Port Louis war die erste befestigte stadt der Franzosen im 17. jahrhundert. diese häuser sind jedoch alle versunken und heute unter wasser. wo heute ein wunderschöner hafen, straßen, supermärkte etc. sind, war früher sumpf. noch in den 70er jahren musste man die hosen aufkrempeln, wenn man hier entlang ging! drei forts wurden hier von den Franzosen gebaut. das älteste, Fort George's (vormals Fort Royal) wurde 1705-1710 erbaut. einige alte gebäude aus dem frühesten 18. Jhd. sind, trotz piratenplünderungen und hurricanes (2204 und 2005) in der Carenage, der hufeisenförmigen bucht, erhalten geblieben. der Sendall Tunnel, der viktorianische tunnel durch den berg, wo fußgänger neben autos gehen, ist nicht ungefährlich. die stadt erhielt ihren namen nach dem Fort. St. George's. 7000 der insgesamt 100.000 einwohner Grenada's wohnen hier.
Harald plaudert kurz mit den fischern... sie haben riesige angelrollen an bord, die länge der straken leine sind 10 seemeilen!!!!!!!! und es hängen in abständen haken daran. es sind grundleinen, die keine möwen anlocken. diese art des fischens haben die Grenadiner von den Cubanern gelernt.
es ist sehr heiss, aber der kleinbus ist äußerst bequem und klimatisiert. nur zu sechst haben wir jede menge platz. ich hatte einige von meinen halbedelstein-armbändern eingesteckt, die ich nie trage und als geschenke und tauschmittel mitgenommen hatte. und tatsächlich sollte ich freudige abnehmer finden...
wir fahren die küstenstraße entlang... sehen in die Halifax Bay hinab, das ehemalige piratenversteck, das heute voller versunkener wracks ist. daneben die müllverbrennungsanlage mit dem riesigen müllplatz, der die gesamte gegend verunstaltet und für ständigem brandgeruch sorgt. vor 5 jahren haben wir hier geankert und zwischen all den gesunkenen schiffen eine sehr mystische nacht verbracht.
wir biegen in eine kleine bergstraße ein... es geht zum Concorde-Wasserfall hinauf. ein juwel mitten im regenwald... ein junger bursche beweist uns seinen mut, indem er von der 20 meter hohen klippe in das 6 meter tiefe becken springt und ist glücklich über ein bisschen geld und ein armband, das Harald und ich ihm schenken. ein künstler zeigt uns seinen workshop, in dem er schmuck aus schwarzer koralle herstellt. wir nehmen ihm eines zum halben preis ab und weitere zwei armbänder von mir wechseln den besitzer, der mich anstrahlt, nachdem er, etwas enttäuscht, Haralds harten verhandlungen nachgegeben hatte.
der nächste stopp lässt uns die älteste Muskatnussfabrik besuchen... ein herrlicher geruch strömt uns entgegen. ca. 80 frauen und männer arbeiten hier ausschließlich per hand, um die nüsse zu trocknen, zu sortieren und zu verpacken. ein sack wiegt ca. 70 kg und ist um die 1000,- US-Dollar wert! der export geht in die ganze welt. die auslese ist mühsam und es wird nichts von der wertvollen frucht weg geworfen. alles wird verarbeitet. aus der fruchtschale wird marmelade und sirup hergestelt, aus den roten kernblättern je nach qualität gewürze, pflege und kosmetika. die nuss selbst wird im wasser auf ihre qualität getestet. die schweren nüsse gehen unter und sind die wertvollsten. ich frage nach, ob die information meiner großmutter aus dem vorvorigen jahrhundert stimmte... dass eine nuss auf einmal gegessen, einen menschen töten könne. die arbeiterin nickte. ja, das ist zu viel und giftig. eine ganze nuss kann man z.b. in eine torte geben, aber auf einmal gegessen sollte man ein viertel einer nuss nicht überschreiten. in diesen mengen jedoch ist die Muskatnuss äußerst gesund und heilsam und wird auch bei vielen krankheiten eigesetzt. (wie so oft: die dosis macht das gift. bei allem.) die arbeitsstimmung ist gut. mich beeindruckt auch ein schild, das in der fabrikshalle hängt. der spruch ist eine metapher... offenbar orientieren sich die menschen hier daran, denn die arbeitsenergie hoch und die dinge gehen leicht von der hand.
die nase voller muskatduft geht es weiter... und wir halten wenig später in einer fabriksruine aus dem frühen 18 jahrhundert, die jetzt eine Schokoladenfabrik beheimatet . hier dürfen wir erfahren, wie eine der grenadinischen schokoladen erzeugt wird. mmmmmh! auch dieser geruch lässt mich unweigerlich lächeln. von den kakaobäumen, über die bohnen, die röstung, die mahlung etc. bis hin zur fertigen schokolade erfahren wir alles, was es zu wissen gibt. diese schokolade wird nur aus Kakaobohnen, Meersalz und Rohrzucker hergestellt. sonst nichts. bei der verkostung waren wir beeindruckt, wie gut sie schmeckt!! sogar die 100%ige ist feinherb und die „Nips“, das sind die schokobohnen selbst, schmecken excellent!
die kakaobutter als „abfallprodukt“ eignet sich zum kochen ebenso wie zur hautpflege und duftet ebenso stark.
schließlich lösen wir uns aus der schokoladigen seite des lebens und setzen unsere reise fort, um das hochprozentige der insel zu erkunden: den Rum.
auch hier zieht es uns zu der ältesten aller farbriken... der River Antoine-Rum Factory.
24 stunden brennt das feuer im ofen, der die kessel heiss hält. das älteste wasserrad der insel dreht sich nach wie vor und treibt die presse an, die das Zuckerrohr zerquetscht. neben der zuckerrohrpresse lebt eine glückliche kuh, die das grüne, süße zuckerrohrblatt zu fressen bekommt. das ausgepresste zuckerrohr wird kompostiert, der saft in riesigen, offenen bottichen abgekocht und für 8 tage in großen betonbehältern fermentiert. dann geht es zu den brennkesseln die von dem heizer mit großen holzscheitern gefüttert werden. alles hier ist sehr alt und sehr schmutzig. doch nach der destilation fließt klarer 75%iger, karibischer Rum in die flaschen.
mittlerweile ist es nachmittag und wir sind alle ziemlich hungrig. die rumverkostung fällt daher sehr vorsichtig aus. unser driver bringt uns nun zu einem local food restaurant für einheimische in Grenville, der zweitgrößten stadt in grenada, wo wir herrlich essen. auch er ist müde und etwas wortkarg geworden, sodass der weg zurück durch den regenwald über den Mt. Qua Qua recht ruhig ausfällt. am späten nachmittag kommen wir alle müde aber zufrieden wieder bei unseren booten an, um einige grenadinische erkenntnisse reicher.
12. april
wir erreichen die Prickly Bay um 9 uhr morgens... vertraut segeln wir zwischen den vielen booten hindurch und mit dem motor zu unserem „stamm-ankerplatz“ nahe den felsen. eine angenehme brise kühlt uns und wir atmen durch. viele boote sind hier. hauptsächlich amerikaner. wir springen ins türkise nass und schwimmen ein paar runden bevor wir beim harbour master einklarieren... einiges hat sich auch hier verändert. Big Fish, die gemütliche seglerbar, gibt es nicht mehr. stattdessen ein etwas zu feines restaurant, in dem kaum jemand sitzt. also fahren wir in die Tikki Bar der Prickly Bay Marina, wo es superschnelles free wifi gibt. hier verbringe ich nach ewigkeiten wieder freudvolle computerstunden. nebenan gibt es einen neuen „butcher“ aus frankreich, der köstlichen käse anbietet, und einen minimarkt, wo es das nötigste gibt. natürlich treffen wir auch alte seglerfreunde, lernen aber an der bar auch gleich einige neue kennen.
mit autostopp geht es in die stadt zum geld abheben und einkauf. die menschen hier sind sehr freundlich und hilfsbereit. und so brauchen wir nicht mit einem bus fahren.
auf unserem bootsrumpf wachsen bereits wieder 10 cm lange algen... mit spachtel und scotch rücken wir ihnen zu leibe und schaben sie ab... gleich eine fitnessübung ;-)
im channel 66 gibt es jeden morgen um 7.30 alle news, die für segler interessant sein könnten, selling business, socializing, und ausflugsangebote. Harald meldet seinen Kite und Windsurfer zum verkauf an... und nachmittags gehen wir zu einer Cooking Session:
Esther & Omega zeigen uns, wie man Süßkartoffelsuppe, Saltfish-Laibchen und kalte Schweinsfußsuppe zubereitet. (bis auf das letzte gericht war ich mit dabei):
Cream of Sweet Potato Soup
Ingredients:
method:
Cotfish-Cakes
- beliebige menge saltfish einweichen und ausdrücken.
- mit kleinen karottenstückchen, pfeffer, petersil und etwas muskat (kein salz!) anrühren
Turtle Watching - ein beeindruckendes Erlebnis
seit jahren hoffe ich darauf, einmal eine dieser riesigen Lederschildkröten zu sehen. bisher waren wir immer zur falschen zeit in der Karibik, sodass es nie möglich war. doch diesmal sind wir am beginn der „nesting-season“ hier, wenn diese giganten an land kommen, um eier zu legen. während der restlichen zeit des jahres tauchen sie bis zu 2000 fuß ab. diese Lederschildkröten werden bis zu 2,50 meter lang und 700 kg schwer! die männchen werden noch größer (3 meter lang, 900 kg schwer), kommen jedoch nie an land. es ist natürlich ein glücksspiel, denn man weiss nie, ob an dem abend ein weibchen an land kommt... laute geräusche und weisses licht lässt sie wieder ins meer zurückkehren und nie wieder an diesen ort kommen. daher werden die orte, wo sie ihre eier ablegen können, auch immer weniger. die einheimischen haben sie natürlich auch immer getötet, um sie zu essen und müll macht zusätzlich stress und kann sie auch töten, wenn sie ihn irrtümlich für futter halten, vor allem plastiksäcke werden im wasser mit quallen verwechselt, die ihre hauptnahrung darstellen. so gehören diese urwesen zu den vom aussterben bedrohten arten und werden von regierung und aktivisten so gut es geht beschützt.
>> link National Geografic "Saurier der See"
>> Link Lederschildkroeten-schwimmen-7500-Kilometer-weit
Hundert Millionen Jahre reicht die Abstammungslinie der Lederschildkröten zurück. „Ihre Vorfahren kamen schon an die Strände, als noch der Tyrannosaurus Rex das Festland beherrschte“, sagt Scott Eckert von der Duke-Universität in North Carolina.
wir kommen mit 10 anderen „watchern“ um halb sechs abends zum treffpunkt. mit einem alten kleinbus geht es auf holprigen straßen 2 stunden in den norden der insel, wobei wir ordentlich durchgeschüttelt werden. es wird dunkel. gegen acht halten wir in einem geschützten und bewachten strandgebiet, wo uns in einem schulungsgebäude eine zoologin erwartet, die uns einiges über diese besonderen tiere erzählt...
mit rotlicht ausgerüstet nähern wir uns dem niststrand... die naturschützer sind dort postiert und halten ausschau... sobald eine schildkröte an land kommt, erhalten wir bescheid.... wir haben eine 50% chance, heute nacht eine zu sehen, heisst es.
nach einer knappen stunde warten... ich hatte es mir im sand bereits bequem gemacht... kommt meldung rein... ein weibchen ist an land. wir machen uns auf den weg...
aufregung macht sich breit.
bald sehen wir das rotlicht der wissenschaftler, deren aufgabe es ist, sie zu markieren und die eier zu zählen... wir befolgen die anweisungen, um das tier nicht unnötig zu stressen und bleiben im hinteren bereich im halbkreis stehen... wir sehen die eigrube, in die in abständen die eier hineinpurzeln... 176 legt dieses noch junge weibchen! sie strengt sich sehr an... man sieht, wie sie zwischendurch schwer und tief ein- und ausatmet, wobei sich der riesige, flexible panzer im vorderen bereich hebt und senkt... sie schließt und öffnet die augen... während des legens ist sie in einer art trance, sie bemerkt uns nicht... das rote licht stört sie nicht. wir können sie sogar sanft berühren... ihren panzer und ihre haut spüren... (mit sauberen händen)
die zoologen vermessen sie... der panzer ist 155 cm lang, das gesamte tier ca. 2 meter.
sie ist hierher an ihren geburtsstrand zurück gekehrt, um ihrerseits der fortpflanzung zu dienen. das macht sie alle 2-3 jahre... 50-70 tage später schlüpfen die jungen, meist auch in der nacht und starten ihren überlebenskampf gegen fische, fischernetze, vögel und umweltverschmutzung. wenige kommen durch.
dankbar schaue ich auf dieses große tier aus dem meer, das es schon so lange auf unserem planeten gibt und jetzt mit so vielen widrigkeiten zu kämpfen hat. inzwischen sind noch zwei weitere tiere an land gekommen... schleppen sich mit aller kraft in den trockenen bereich des strandes, der von der flut verschont bleibt, graben ein metertiefes loch, legen ihre eier hinein, graben es wieder sorgsam zu, verwischen ihre spuren... graben in zwei meter entfernung wieder ein loch, um diebe abzulenken... drehen sich einmal im kreis, um zu sehen, ob alles in ordnung ist, und schleppen sich erschöpft wieder in die brandung...wo sie zunehmend schwerelos in die tiefen verschwinden...
ich bin froh, dass wir hier so achtsam mit den schildkröten umgehen... unwissende touristen leuchten sie mit taschenlampen an, fotografieren sie mit blitzlicht etc. sodass sie oft ihre eiablage vorzeitig beenden und die eier im meer landen, wo sie nur noch futter für die fische sind.
die arbeit der ranger dient einem guten zweck, die menschen werden sich dieser besonderen wesen und ihrer verantwortung für sie bewusst und ihr finanzieller beitrag für die „führung“ wird wiederum zum schutz eingesetzt.
>> Link Meeresschildkröten-Arten
Nachfolgende Fotos sind zum Teil aus dem Netz, da man heute nicht mehr fotografieren darf. manchmal kommt es vor, dass schildkröten auch tagsüber an land kommen (Asien).
Trinidad - Tobago
Tobago ist ein wunderschönes eiland, das vieles zu bieten hat. korallenriffe, wasserfälle, vogelparadise, wanderpfade, schildkröten und ein stück angeblich ältesten, unberührten regenwald der westlichen hemisphäre. wir ankern in Charlotteville, im nordosten der insel.
2. bis 8. april
wir erkunden das dorf und erledigen imigration und custom. eine sehr nette beamtin checkt alles und will morgen, samstags extra ins office für uns kommen - ohne „overtime“, die man hier für alles außerhalb der officestunden zahlen muss. der custom-officer erzählt uns jede menge über dorf und leute. Mohamed ist Inder, macht mit uns eine dorfrunde und weiß über alles bescheid. Charlotteville ist sehr klein, nicht viele seelen wohnen hier, sodass alles sehr familiär abläuft.
der haupteinnahmezweig ist fischen. dazu haben die fischer lange, stabile holzboote mit 75 PS außenbordern drauf und zwei bambusstangen seitlich aus dem boot ragen, die zwei der vier fischerleinen führen. der fischmarkt ist klein und für einheimische gedacht. für alle anderen gibt es einen holzstand, der von den fischern mit dem blaseton durch eine große schneckenmuschel eröffnet wird.
es gibt hier zwei preise. den für fremde und den für einheimische. dazwischen liegen 30 bis 40%! für fremde ist es relativ teuer hier, ein essen mit huhn und beilagen kostet 9,- bis 10,- Euro. die fischer verkaufen ihre Tunas für 1,50 und andere fische um die 5,- Euro das pfund (ca. 1/2 kg). auch die lebensmittel in den kleinen minimärkten sind nicht billig und wir kaufen vorläufig nichts ein, denn wir haben noch einiges an bord zu verbrauchen. benzin ist jedoch sehr billig hier. nur 0,30 Euro der liter. diesel nur 0,20.
nach einigen arbeiten an bord geht es zum schnorcheln... Harald mit harpune, ich ziehe das beiboot... nicht leicht bei der strömung... dennoch begegne ich zwei schildkröten, einem riesigen kugelfisch, einen großen papageienfisch mit zwei putzerfischen auf sich drauf... und unzähligen rifffischen... kobaltbauen fischschwärmen, die sich um mich herumweben... und ein alter Baracuda, der grimmig zu mir hinüber schaut... ein Lionsfish! der mit seinen schleierartigen flossen im meer schwebt... ein großer Kofferfisch...eine Muräne mit neongelber musterung... wunderschön!! wir entdecken im laufe der tage die riffe der Charlottevill-Bay und Harald ist ein erfolgreicher unterwasserjäger, sodass wir mit allerlei köstlichkeiten versorgt sind.
einmal habe ich die gelegenheit, den fischern beim einholen des großen netzes zuzusehen und siehe da! - ein rochen ging ins netz! ein fischer holt ich raus, spielt ein wenig mit ihm und entlässt ihn dann in die freiheit...
inzwischen hat sich eine große familie an Schiffshalter-Fischen an unseren bootsrümpfen angesiedelt. es sind wunderschöne große fische, die an ihrer oberseite eine saugplatte haben, mit deren hilfe sie sich an unserem bootsrumpf festsaugen, als alternative zu Walen, Haien oder sogar tauchern...;-) unsere küchenabfälle werden von ihnen beinahe restlos entsorgt.
abends laden wir unsere freundlichen segelnachbarn zu uns ein.. Saulius, ein litauischer vater mit tochter Ugne, und ihren beiden freundinnen Milda und Kotryna. die mädels sind alle mitte 20 und gerade mit ihren studien fertig (architektur, grafik- und industrie-design). sie segeln ein kleines holzsegelboot ohne motor, ohne strom, ohne instrumente - total basic unterwegs. solche ursprünglichen segler haben wir schon lange nicht mehr getroffen! Saulius hat das schöne holzboot über internet in Hawaii gekauft und ist allein von dort über den westweg durch das Rote Meer nach hause gesegelt. seine frau ist dann vor 2 jahren von litauen bis portugal mitgesegelt. dort ist sie aus- und die mädels sind eingestiegen. die route der lustigen vier ging wie unsere über Gambia nach Brasilien, Franz. Guyana in die Karibik. weil Saulius‘ Frau nicht mehr segeln möchte, fährt er über den Nordatlantik wieder nach Litauen zurück und will das boot gegen ein grundstück und haus eintauschen, wo er als selbstversorger leben möchte. er ist studierter Biologe, hat in laboratorien gearbeitet... aber irgendwann merkte auch er, dass das leben an ihm vorüber geht und er absolut nicht das lebt, was er sich vorgestellt hat. also beschloss er auszusteigen. wir tauschen viele lustige und spannende geschichten aus.
die mädels bringen uns eine lokale frucht mit,die aussieht, wie eine gurke mit warzen. den namen habe ich leider vergessen... in salzwasser gekocht schmeckt sie ein wenig wie kohl, nur etwas bitter wie radicchio... sehr gut!
das wetter ist sehr heiss... regenschauer bringen ab und an abkühlung. in der örtlichen bibliothek gibt es freies wifi, aber die klimaanlage ist so kalt, dass ich mit wollweste hier sitze!
wir lernen die anderen segler in der bucht kennen... ein französisches ehepaar mit Katamaran, die schon 9 jahre in der karibik segeln... ein junges französisches pärchen, beide lehrer, die in Guadeloupe unterrichten werden... ein Journalist, der über reisen berichtet... ein deutscher exmilitary, der bei den fallschirmspringern in Afghanistan war, sein ganzes hab und gut verschenkt hat, sich ein segelboot kaufte und ohne irgendeiner segelerfahrung losfuhr... eine bayrische Männercrew... und so ist auch reichlich für social life gesorgt. ;)
harald entwickelt sich zum „segler-service“: nimmt einige male das Litauische ruderbeiboot in schlepptau, verborgt seekarten zum kopieren, schenkt epoxy und glas zum reparieren, hilft beim ankern und verborgt eine ankerleine, verkauft einen anker (weil Marcel‘s anker verbogen ist und er nur den einen hat), verborgt schnorchelausrüstung an touristen, nimmt fischer mit zu ihren booten oder von den booten zum pier, gibt infos über die karibik weiter, holt Marcel mit seinem undichten gummiboot aus der strömung raus, usw.
die segler zeigen sich auch mit einigen geschenken erkenntlich. aber das größte geschenk ist eine seglerfreundschaft, die an irgendwelchen orten dieser welt fortgesetzt werden kann...
Scarborough, die Hauptstadt von Tobago zählt um die 1000 Einwohner und bietet eine vielfalt an menschen... alle mischungen, die man sich vorstellen kann. sie sind die einzige sehenswürdigkeit in dieser stadt. die busfahrt mit einem großen 50-sitzer über die enge bergstraße ist abenteuerlich, stromleitungen versperren den weg, der fahrer drückt sie einfach beiseite... das tempo ist nahe einer rallye... aber die sitze sind weich und bequem und der bus ist klimatisiert. So „keep cool“ and „calm down“. wie der grüne Lizard, der seelenruhig die straße überquert, während sich bus und autos einbremsen.
einmal verbringen wir einen abend an einem wunderschönen, kleinen sandstrand, wo auch die riesigen Lederschildkröten jedes jahr ihre eier ablegen. es ist noch früh in der saison und es kommen noch wenige ... erst im mai/juni werden es mehr.
der strand ist wunderschön und wir haben ihn allein für uns... die brandung rauscht beeindruckend. nahe dem strand entdecken wir im wald eine alte massive ruine... was kann das gewesen sein?? viel bambus mit wadendicken stämmen wächst hier und wunderschöne tropische blüten dazwischen. ein pfad zieht uns durch den urwald hinauf zu einem plateau, wo noch säulen eines alten hauses stehen...
9. bis 11. april
ich lade die Litauischen mädels zum „arabischen kaffee“ ein... und so verbringen wir einen nette „breakfast-time“ zusammen. die girlies sind mir schon richtig ans herz gewachsen... sie haben denselben „schmäh“ wie ich ihn mit meiner tochter Lilly zu haben pflege ;-) und Saulius ist ein geduldiger, neugieriger aber bescheidener entdeckergeist. es regnet lustige geschichten von zu hause und der reise... so hatte Saulius als biologe keine hemmungen, nüsse von einem strauch zu probieren (die von den ziegen verschmäht wurden!) ...mit dem effekt, dass allen danach etwas schwummerig wurde. es waren „Barbardos-Nuts“ und die sind eigentlich zur spiritusherstellung geeignet. oder er fuhr solange einen fluss hinauf, bis sie bei Hightide stecken blieben und bei Lowtide mitten in der nacht eine fahrrinne ausgraben mussten... für die mädchen ist alles ein großes abenteuer und sie genießen es mit all den unannehmlichkeiten, die dazu gehören.
wir werden zu einem segeltripp auf Saulius‘ boot eingeladen und nehmen an. ohne elektrik an bord wird alles von hand erledigt. wir ziehen mit der hand den anker hoch, rudern von hand aus dem hafen, setzen die segel... und wow! das kleine holzboot mit 8 tonnen (wovon 3,5 tonnen als blei im rumpf liegen) gleitet weich durch die wellen... es macht spaß! allein der wenige platz darauf ist gewöhnungsbedürftig... im vergleich mit unserem catamaran ist es wie ein zweimannzelt neben einem wohnwagen.
müde, aber seelig wieder in der bucht kombinieren wir unsere mittagessen: kürbis-yucca-erdäpfel-yams gedünstet und kraut-paradeiser-gurken-karotten-salat. segeln macht hungrig.
plötzlich sehen wir flammen im waldhang! es breitet sich rasch aus... und die feuerwehr ist im anmarsch...
abends ist in Charlotteville absolut nichts los. alle sperren zu und machen feierabend. die jugendlichen im dorf lösen das so, indem sie ihre dicken autos (das auto ist eines der wichtigsten dinge für einen burschen hier!) auf einem parkplatz zusammenstellen, die megawatt-boxen voll aufdrehen und aus den autos essen und drinken servieren.
in der Pirat-Bay genießen wir mit den Franzosen und Marcel den sonnenuntergang bei einem kühlen bier und der strandwirt spendiert uns einen Rum-Punch mit selbstgebranntem rum... neben uns macht ein jongleur seine übungen und wir applaudieren anerkennend.
morgen geht es weiter nach Grenada, in die Prickly-Bay, wo Harald einiges erledigen möchte... wir fahren über nacht, um am morgen anzukommen... also heisst es abschied nehmen...