Reisen ist in allen Kulturen der Welt eine Metapher für das Leben. Ob Odysseus, Parzival, Mohamed oder Marco Polo - in den großen Reisegeschichten sind die Windungen und Wandlungen des eigenen Lebensweges erkennbar. Die Reiseerzählung ist ein literarisches Erfolgsrezept geblieben, von Karl May bis Bruce Chatwin und vielen weiteren. Das Fernweh ist vielleicht zum einen die Sehnsucht nach Veränderung und zum anderen nach seinem eigenen Wesenskern. So entstanden neben reinen Eroberungsmotiven und Abenteuerlust auch die spirituelle Pilgerfahrt. Zu Beginn der Neuzeit waren die Wanderjahre Lehrjahre des (Berufs)Lebens schlechthin. Als Erfahren galt derjenige, der die Dialektik des Reisens zwischen Freiheit und Anstrengung erlebt hat.
Für mich ist Reisen immer eine Entdeckung zu mir selbst. Jedes Erlebnis zeigt mir, wo ich im Leben stehe. Wie der Kompass an Bord, mit dem wir eine Richtung wählen und verfolgen - gibt es auch einen inneren Kompass, der uns die Richtung in unserem Leben weist. Auf einer Seereise, wo es auch Etappen ohne Landsicht gibt und somit keinerlei äußere Anhaltspunkte, ist man noch intensiver auf diesen äußeren und inneren Kompass angewiesen.
Es fasziniert, wie eng diese beiden Kompasse sich spiegeln. Eine gesunde, angstlose Portion Entdeckungsgeist und Risikofreude sind die Zutaten, die es zum Vergnügen machen. So bin ich aus vollem Herzen Reisende abseits des Mainstreams, abseits der Tourismusautobahnen immer auf der Suche nach unbekannteren Gebieten, die oft unentdeckt in direkter Nachbarschaft zu den Hochburgen der heutigen Reisekultur liegen. Um eine Reise zu einem Abenteuer zu machen, muss auf konkrete Planung verzichtet werden, denn nur so ist das Leben spürbar. Gerade in unserer heutigen hektischen Welt verlieren Menschen den Zugang zu Spontaneität und Natur, zwei direkte Wege ins Abenteuer und zur Selbstverantwortung.